Wildtierstation Hamburg/Schleswig-Holstein: Rückblick

Für unsere Partnerstation in Sparrieshoop geht ein turbulentes, arbeitsreiches Jahr zu Ende. Stationsleiter Christian Erdmann zieht Bilanz: „Bis jetzt haben wir in diesem Jahr über 1.900 verletzte und verwaiste Wildtiere versorgt. Die meisten bekommen wir von der Straße – dies ist dem steigenden Verkehr und leider auch der zunehmenden Zahl der Windkraftanlagen geschuldet. Erdmann bedauert, dass das Problem mit dem Vogelschlag nicht die angemessene Bedeutung bekommt: „Es werden immer mehr Windräder gebaut, und wir fahren hinterher und sammeln die verstümmelten Wildvögel ein, um sie zum Tierarzt zu bringen.“

Dringender Aufklärungsbedarf

Der grausamste Fall beschäftigte die Mitarbeiter im Frühling, als ein Weißstorch mit abgeschlagenen Beinen in Grönland eingefangen werden musste. „Ein unerträglicher Anblick“, erinnert sich Christian Erdmann. „Das zeigt, wie brutal wir mit der Natur umgehen. Wenn im Mai Gras gemäht wird, gibt es Massenmord auf den Flächen: Rehkitze, brütende Sumpfohreulen und Brachvögel mit abgetrennten Beinen kommen dann zu uns. Zerhackte Junghasen werden von den Rabenkrähen und Greifvögeln entsorgt. Der Mensch macht den Fuchs für den Verlust von Wiesenvögeln und den Rückgang des Feldhasen verantwortlich. Das ist so lächerlich, dass es jedem Kommentar spottet.“ Ein naturpädagogisches Angebot für Kindergärten und Schulen, um frühzeitig aufzuklären, wird in den Augen der Erdmanns immer notwendiger. Der 54-jährige Wildtierfreund besucht z.B. mit kleinen Igeln Schulen in und um Elsmhorn. „Es freut mich dabei immer sehr, zu erleben, wie neugierig Kinder Wissen annehmen.“

Die Jungtierzeit ist geprägt von hungrigen Schnäbeln, durstigen Feldhasen und Eichhörnchenkindern. Leider streunen zu viele Katzen in der freien Natur umher und bringen Junghasen mit nach Hause. Auch werden bei Baumfällarbeiten zahlreiche Kobel vernichtet. Die Eichhörnchenmütter flüchten, meist bleiben die Jungen zurück. „Diese Tiere landen dann bei uns“, so Erdmann. Allein in diesem Jahr wurden 130 Hörnchen von der mittlerweile fünfköpfigen Stammmannschaft um Katharina und Christian Erdmann aufgezogen und nach Gewöhnung in den zahlreichen großzügigen Gehegen in die Freiheit entlassen.

Fehlende Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen

Ein immer größer werdendes Problem für die Wildtierschützer ist auch, dass der Staat sich nicht um eine gesetzliche Regelung für das Halten exotischer Haustiere kümmert. „Auf Börsen und Messen werden Reptilien wie auf dem Grabbeltisch angeboten. Die Tiere werden so schnell wieder weggeworfen, wie sie gekauft wurden“, ärgert sich Katharina Erdmann. „Ausbaden müssen wir es, wenn die Fundreptilien in die Station gebracht werden.“ Allein zehn Schlangen beherbergt die Wildtierstation zurzeit. Dadurch, dass diese Tiere jahrelang in der Station bleiben, entstehen erhebliche Kosten. „Leider bekommen wir keine Unterstützung vom Land“, ergänzt Christian Erdmann. „Das zwingt uns, darüber nachzudenken, inwieweit wir diese Fundtiere noch aufnehmen können“, bedauert er. Die Arbeit in der Wildtierstation wächst stetig, und damit steigen natürlich auch die Ausgaben. Alleine 90.000,00 Euro fallen an Lohnkosten an. Hinzu kommen Abtrag für das Gebäude, Strom und Wasser, Telefon, Dienstfahrzeuge und natürlich Tierarztkosten, Futter und Baukosten für Gehege sowie für die gerade fertiggestellte Quarantäne.

Hoffnung für die Zukunft

Kontinuierlich ansteigend ist aber glücklicherweise auch die Zahl der Paten, Spender und Unterstützer wie TERRA MATER e.V., ohne die das alles gar nicht zu bewältigen wäre. „Darüber sind wir sehr froh. Mehr als dankbar sind wir außerdem für die regelmäßige Hilfe unserer ehrenamtlichen Mitarbeiter – ohne sie wäre hier Feierabend“, so Katharina Erdmann. „Ein weiterer Lichtblick ist, dass wir unsere langjährige Mitarbeiterin Stephie Lange nach ihrer von TERRA MATER finanzierten Ausbildung übernehmen konnten“, freut sich die gelernte Grafikerin. „Dank dieser engagierten Hilfe all unserer Fürsprecher“, so Christian Erdmann, der diese Arbeit seit 30 Jahren macht, „weiß ich, dass es weitergeht.“

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