Noch ist die Kuh nicht vom Eis !!!

"Als Elli Anfang Juni 2017 zum ersten Mal gemeinsam mit mehreren Artgenossinnen auf eine Weide gebracht werden sollte, erkannte die kluge Kuh sofort ihre Chance; sie hatte in ihrem Heimatstall zuvor genug gesehen, um sich selbstbewusst und zielgerichtet gegen das ihr bevorstehende Leben zu entscheiden. Ohne Frage wollte Elli nicht, dass man ihr ihr Kälbchen viel zu früh entreißen und anschließend ihre beiden Körper gnadenlos mißbrauchen und ausbeuten würde.

Sie stieg also vom Hänger des Viehtransporters und fand schließlich einen Weg, der sie in den Wald führte. Hier versteckte sie sich für die kommenden 3 Monate mitten im Wald. Ihre neuen Freunde waren Wildschweine und Rehe.

Als ich Elli dort im Juli 2017 antraf, begegnete mir ein bereits stark verwildertes und überaus vorsichtiges Tier - in jeder Sekunde zur Flucht bereit. Allmählich und ganz behutsam, konnte ich durch regelmäßige Treffen und damit verbundenen Futtergaben schließlich aber doch ihr Vertrauen gewinnen und ich durfte sie als schüchternes und scheues Wesen kennenlernen und in mein Herz schließen.

Wie ich erfuhr, hatte der Besitzer die Suche nach seinem Tier bereits vor Wochen eingestellt. Bei mir machte sich damals ein starkes Gefühl der Sorge breit, denn sollte der Besitzer weiterhin untätig bleiben, befürchtete ich Ellis Abschuss.

Aus dieser Sorge heraus bot ich an, beim Einfangen behilflich zu sein. Ich wußte ja, wann Elli sich wo aufhielt, außerdem kam sie meistens auf mein Rufen aus ihren Verstecken. Im Gegenzug vereinbarte ich, die Kuh anschließend an einen Gnaden-bzw. Lebenshof abzutreten und nicht an einen Schlachthof.

Nach einem vergeblichen Versuch, Elli mittels eines Betäubungsgewehrs einzufangen vergingen einige Wochen (inzwischen war es September), bis es endlich gelang, Elli über ein eingesetztes Beruhigungsmittel im Futter aus dem Wald zu holen und in den Heimatstall zu bringen. Ob es tatsächlich das Beruhigungsmittel war, das Elli aufgeben ließ, oder ob es ihr Urwissen darüber war, dass der Winter und mit ihm verbunden, viele Gefahren, insbesondere für ihr noch ungeborenes Kälbchen, näher rückten…..das weiß nur Elli selbst.

Die Rettungsaktion

Parallel zu allen geschilderten Ereignissen, versuchte ich händeringend einen guten Platz für Elli und ihr Kälbchen zu finden. Es hagelte nur so von Absagen. Ein Transport hätte organisiert, die Kuh bezahlt und ein Gnadenhofplatz dauerhaft finanziert werden müssen. Erschwerend kam hinzu, dass Ellis Trächtigkeit naturgemäß von Tag zu Tag weiter voranschritt und damit ihre Transportfähikeit immer mehr in Frage gestellt werden mußte. Sollte sie ihr Kälbchen jedoch auf ihrem Heimathof zur Welt bringen, so würde der Landwirt es behalten und ohne Gnadenhofplatz, würde Elli dann geschlachtet werden - das Risiko, sie könnte wieder ausbrechen, war dem Besitzer zu hoch.

Diese Vorstellung war für mich einfach unerträglich. Elli hatte mir vertraut und ich hatte sie in diese Lage gebracht – ich fühlte mich verantwortlich für ihr Schicksal.

Ich nahm Kontakt auf zu Frau Barbara Rütting, die sich dankenswerterweise der Kuh annahm und sofort eine Spendenaktion initiierte. Schon nach kurzer Zeit reichte das gespendete Geld, um Elli freikaufen zu können und am 12.11.2017 durfte sie tatsächlich in ihr neues Leben aufbrechen.

An diesem Tag, dem Tag ihrer Abholung, geschah noch etwas sehr, sehr Besonderes: Als Elli mich sah, trat sie aus ihrer Gruppe hervor, kam auf mich zu und drückte mir ihre feuchte Schnute ins Gesicht. Diesen bewegenden Moment werde ich mein Leben lang nicht vergessen! Das war das schönste Dankeschön, das ich mir hätte wünschen können - wir hatten uns immerhin mehr als 6 Wochen nicht gesehen."

Elli wohnt nun also auf dem Hof „Wilde Hilde“ in Oldenrode (www.wildehilde-lebenshof.de) und wird ihr Kälbchen voraussichtlich am 22.12.2017 hoffentlich gesund zur Welt bringen. Damit Mutter und Kind anschließend gemeinsam alt werden dürfen und nicht voneinander getrennt werden, ist es jetzt aber sehr, sehr wichtig, dass auch ihre Langzeitversorgung gewährleistet ist und bleibt - sonst war alles umsonst!

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