Eine Waldschule im Grünen

und der Falkenhof bei Potsdam

Der TERRA MATER-Tierschutzpartner Wald-Jagd-Naturerlebnis e.V., macht mit Hilfe von gezielter Waldpädagogik Natur für Groß und Klein erlebbar.

Zum Vereinsgelände gehören der Falkenhof, inmitten des Landschaftsschutzgebietes Ravensberg, sowie das Waldhaus Großer Ravensberg.

In die angeschlossene Wildtierauffangstation werden kranke oder verletzte Wildtiere gebracht. Viele Tiere wie Eichhörnchen oder Kernbeißer sind geschützte Arten. Sie werden hier tierärztlich versorgt und bis zu ihrer Wiederauswilderung gepflegt.

Vor allem hat sich der Verein dem Artenschutz der Greifvögel verschrieben, zum Beispiel mit der Handaufzucht von Schreiadlern und Steinkäuzchen.

Aktuelles Projekt: Natur- Lehrprojekt in Potsdam.

Ilka Simm-Schönholz ist seit der ersten Stunde dabei und berichtet uns von der Faszination, Wildtiere und Natur ganz unmittelbar zu erfahren.

TM: Sie haben das "Waldhaus" und den "Falkenhof" gemeinsam mit Ihrem Ehemann und einer Freundin (Sabine Henze) ins Leben gerufen. Wie ist dieses Projekt damals entstanden?

Ilka Simm-Schönholz: Wir hatten ursprünglich die Idee zum Aufbau einer Waldschule — eine Waldschule mitten im Wald. Ich bin von Haus aus Pädagogin und träumte davon, den Wald mit seinen Tieren und Pflanzen nicht nur Kindern und Jugendlichen, sondern auch möglichst vielen Erwachsenen in allen Jahreszeiten nahe zu bringen. Jeder sollte Natur lebendig erleben können! — Als wir 1999 mit unserem Projekt starteten, war unser jetziges Gelände allerdings noch total zu gewuchert und gehörte dem Landesvermessungsamt.

TM: Doch Sie erhielten den Zuschlag fürs Gelände?

Ilka Simm-Schönholz: Genau, dann ging es so richtig los und es wartete eine Menge Arbeit auf uns. Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir zu Beginn und nur zu dritt die Unmengen an Himbeersträuchern entsorgen mussten und uns an die Renovierung des alten Gebäudes machten. Doch bereits in der Umbauphase wurden uns die ersten Tiere gebracht. Ein Fuchs, eine Nebelkrähe und mehrere Waschbären waren die ersten Wildtiere auf dem Gelände der Waldschule.

TM: Und wie ging es weiter?

Ilka Simm-Schönholz: Ich bildete mich weiter, machte den Jagd- und später auch den Falknerjagdschein, damit wir Greifvögel aufnehmen durften. Im Jahr 2003 kauften wir uns außerdem den "Willi", einen sibirischen Uhu, und einen Falken und zudem gab es eine glückliche Fügung: Der Deutsche Wetterdienst, der damals das Gelände des heutigen Falkenhofs als Standort genutzt hatte, zog um. Wir bewarben uns und konnten im Januar 2004 mit dem Aufbau der zweiten Einrichtung loslegen. Eine kleine Idee wurde zum großen Projekt.

TM: Jedes Jahr kommen unzählige Menschen zu Besuch, von Kita- Gruppen bis hin zu interessierten Erwachsenen. Was kann man im "Waldhaus" heute alles erleben?

Ilka Simm-Schönholz: Wir möchten unseren Gästen ein möglichst abwechslungsreiches und umfangreiches Programm bieten. Im Waldhaus bieten wir Kitas "Lernort Natur" an — ein 12-Monate-Programm und Schulklassen bieten wir Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) mit "Natürlich sind wir stark" und „Wasserquellen“. Weiterhin thematische Veranstaltungen zur Lebensweise von Wildtieren u. v. m. Außerdem können die Kinder unter Anleitung selber Laubhütten bauen oder mit Naturmaterialien basteln, Tiere beobachten und unsere Wildtierauffangstation kennenlernen.

TM: Auf dem "Falkenhof" kümmern Sie sich seit 2012 um eine besondere Aufgabe. Worum handelt es sich dabei?

Ilka Simm-Schönholz: Wir kümmern uns um die Aufzucht des Schreiadlers zur Auswilderung durch den NABU. Für uns ist es eine Herzenssache, denn dieser Greifvogel ist vom Aussterben bedroht. In Deutschland gibt es nur noch ca. 100 Paare.

TM: Gibt es bei der Aufzucht spezielle Punkte zu beachten?

Ilka Simm-Schönholz: Ja, tatsächlich ist diese Aufgabe ein wenig knifflig, denn der Schreiadler betreibt so genannten "Kainismus", also Brudermord. Daher wird eines der beiden befruchteten Eier zum Schutz aus dem Horst geholt, zu uns gebracht und im Brutkasten ausgebrütet. Die Aufzucht der Jungvögel verlangt viel Disziplin von uns: Da sich die Vögel schnell an den Menschen gewöhnen, müssen wir jedes Mal eine Adlermaske und ein Kostüm tragen, bevor wir uns ihnen nähern. Nur dann kann die spätere Auswilderung gelingen. Nach sieben Wochen bei uns, kommen sie in die Auswilderungsstation von Brandenburg und im Herbst fliegen die Vögel dann in den Süden. Inzwischen haben sich einige der Adler, die wir aufgezogen haben, sogar schon mit wilden Partnern nach Brandenburg, Mecklenburg Vorpommern und in Polen verpaart.

TM: Was fasziniert Sie grundsätzlich an Ihrer Arbeit?

Ilka Simm-Schönholz: Ich freue mich jedes Mal, wenn wir unsere Wildtiere nach der Pflege gesund und fit in die Freiheit entlassen können. Das ist immer ein ganz besonderer Moment für alle Beteiligten. Bei Greifvögeln, mit denen wir arbeiten, finde ich es hingegen faszinierend, dass man eine enge Beziehung zu ihnen aufbauen kann, obwohl sie keine "Streicheltiere" sind. Das geht natürlich nur mit einer gesunden Portion Respekt, viel Geduld und dem Wissen um ihren Charakter. Erst dann können sie das nötige Vertrauen aufbauen, welches die Grundlage dafür bildet, dass sie freiwillig zu mir zurückkehren.

TERRA MATER und seine Tierschutzpartner

Aktiver Tierschutz bundesweit

Wir retten, versorgen, vermitteln und wildern wieder aus. Jährlich bis zu 1500 Tiere in unserer Tierauffangstation in Lustadt und mehr als 10.000 Tiere in und über unser bundesweites Tierschutz-Netzwerk. Außerdem versorgen wir rund 130 Reptilien, die als Dauergäste in unserer Reptilienauffangstation in Graben-Neudorf und bis zu 200 Tiere zurzeit in unserer Tierauffangstation in Lustadt.

Uns ist die Aufklärung wichtig: Wie geht artgerechte Tierhaltung und was fördert das Wohlbefinden der Tiere? Wir unterstützen unsere Partnerstationen finanziell und auch bei der Ausbildung von professionellen Tierpfleger*innen.

Unser Verein finanziert sich ausschließlich über die Beiträge der Mitglieder sowie durch Spenden. Wir sind eine gemeinnützige, unabhängige Tierschutz-Organisation. Wir erhalten keine öffentlichen Zuschüsse und sind daher auf Spenden engagierter Menschen angewiesen.

Empfehlen Sie uns weiter