Das war 2018 auf dem Geißblatthof

Neues aus dem TERRA MATER Tierschutz-Netzwerk:

Und wieder spricht uns einer unserer Tierschutz-Partner aus dem Herzen!

Linda Christof vom Tierschutzhof Geißblatt (Warpe, Niedersachsen) gibt uns einmal mehr einen Einblick in die täglich ablaufende Tierschutzarbeit wie auch wir sie kennen und aus diesem Grund auch unterstützen:

„Jedes Jahr ändern sich die Arten der Tiere, die wir schwerpunktmäßig aufnehmen ein wenig und abhängig davon, wie schwierig und betreuungsintensiv die einzelnen Charaktere sind schwanken die Zahlen.

Hunde und Katzen, Pferde und Esel, Lamas, Schafe und Ziegen, Kleinsäuger wie Kaninchen und Chinchillas, aber auch Ziervögel wie Wellensittiche, Nymphensittiche, Kanarienvögel und Diamanttauben fanden bei uns in 2018 ein vorübergehendes Zuhause und fachgerechte Betreuung mit Herz und Verstand.             

Jedem einzelnen Tier versuchen wir durch gezieltes Verhaltenstraining so viel Sicherheit zu geben, dass es die bestmöglichen Chancen auf ein neues Zuhause hat. Aber manchmal will es das Schicksal anders und ein Tier lebt lange oder für immer bei uns. Dann bedarf es auf Dauer einer intensiveren Fürsorge, denn es soll sich genauso geliebt und geborgen fühlen wie ein Partner-Tier in einem „normalen“ Zuhause.

Insgesamt 220 unserer Tiere konnten im vergangenen Jahr zu „ihrem neuen Menschen“ umziehen:

87 Hunde, 69 Katzen, 5 Pferde/Esel, 10 Schafe/Ziegen, 1 Lama, 7 Kaninchen, 2 Chinchillas, 1 Maus, 5 Farbratten, 13 Wellensittiche, 4 Nymphensittiche, 8 Kanarienvögel, 2 Singsittiche und 6 Diamanttauben. Und immerhin 9 Fundhunde und 4 Fundkatzen sind vom Halter wieder abgeholt worden.

Um den trockenen Zahlen Leben einzuhauchen, stellen wir ein paar Lebenswege vor, die wir im vergangenen Jahr begleitet haben“, so Linda Christof.

Eine Geschichte zum Thema Fundtier:

Im Mai 2018 haben wir einen ebenso zauberhaften wie auch maladen älteren Kater aufgenommen und ihm den Namen Smitti gegeben. Die Eingangsuntersuchungsbefunde waren niederschmetternd: FIV positiv, Schnupfen, Oberschenkelfraktur hinten rechts. Unsere Tierärztin ertastet eine deutlich vergrößerte Niere und eine verkleinerte, eine Blutprobe wird ins Labor geschickt und ein Röntgentermin vereinbart. Sein Allgemein­zustand: rappeldürr, sonst munter, Smitti hungert nach Futter und Zuwendung. Die Prognose: schlecht. Ein Kater mit der Immundefizitkrankheit FIV (vergleichbar dem HIV beim Menschen), der Schnupfen und Nierenprobleme hat, bringt sehr ungünstige Voraussetzungen für eine Oberschenkeloperation mit. Aber binnen weniger Tage wendet sich für Smitti alles zum Guten. Die Nierenwerte im Blutbild sind unauffällig und nach ein paar Tagen fühlen sich die Nieren wieder normal an. Der Kater hat wahrscheinlich einfach mehrere Tage lang nichts zu trinken gefunden. Die Röntgenaufnahmen zeigen einen alten Bruch. Der Oberschenkel ist zwar schief zusammengewachsen, aber stabil. Eine OP ist nicht mehr möglich, da die ganze Muskulatur sich an die veränderten Bedingungen angepasst hat. Er wird sicherlich eher Arthrosen bekommen als eine Katze mit unversehrtem Gebäude, aber er kann sich erstaunlich gut bewegen und springt problemlos vom Boden auf die Fensterbank und zurück (wobei uns anfangs der Atem stockte…). Und als FIV-Träger soll er ohnehin ein Zuhause ohne Freigang bekommen, damit er keine anderen Katzen infiziert. Aus dem dürren Bild des Jammers wird in den folgenden Wochen ein schöner, immer noch sehr zarter, älterer Gentleman. 

Nun heißt es nur noch ein Zuhause für den alten Schatz finden. Und auch das gelingt viel schneller als erwartet. Trotz der FIV-Infektion und des chronischen Schnupfens, der zwar eingedämmt werden kann, aber immer mal wieder aufflackert, zieht er schon nach gut drei Monaten zu seiner neuen Familie. Dort hat er sogar einen Katzenkumpel, der auch FIV-Träger ist.

Und eine rührende Geschichte um 3 Abgabetiere:

An dem Tag, als Smitti zu uns kommt, nehmen wir auch drei Hunde auf. Die Halterin hat sich gezielt Sorgenkinder ausgesucht um ihnen die Sonnenseiten des Lebens zu zeigen. Nun ist sie im Hospiz und kann nicht von der Welt, ehe sie ihre Hunde in Sicherheit weiß.

Es sind zwei Hündinnen und ein Rüde. Alle drei sind kastriert und scheckheftgepflegt. Die große Hündin Sulja hat nur ein Auge und kann damit nur schemenhaft sehen. Die Halterin hat ihr in einer aufwändigen OP eine künstliche Linse einsetzen lassen um einen Rest Sehvermögen zu erhalten. Wir staunen, wie gut sie sich orientieren kann. Sie nutzt dazu nicht nur ihr Gehör sondern auf unwegsamem Gelände auch ihre Vorderpfoten zum Tasten. Mit der kleinen Hündin Josie ist sie eng befreundet. Josie holt sie ab, wenn sie sieht, dass Sulja unsicher ist, wo sie lang laufen soll. Sulja braucht ein ruhiges Umfeld mit wenig Geräuschkulisse, damit sie sich zurechtfinden kann. Die beiden sollen auf jeden Fall zusammen bleiben. Es rührt uns zu sehen, wie ernst die kleine Josie ihren Job als (selbsternannter) Assistenzhund für Sulja nimmt. Simba ist ein 11jähriger Schäferhund mit einer ausgeprägten Angststörung und einer nach innen verlagerten und dort fest verwachsenen Kniescheibe in einem hochgradig arthrotischen Knie. So ist er schon zu seiner Halterin gekommen, für eine OP war es damals schon zu spät. Er ist lebens­langer Schmerzmittelpatient und braucht noch viel mehr als die beiden Hündinnen ein ruhiges, stabiles Umfeld um sich wohlzufühlen. Die drei ziehen zu uns ins Wohnhaus. Die Anwesenheit anderer Hunde gibt Simba Sicherheit. Wenn ihn etwas ängstigt, liest er an ihnen ab, dass alles ok ist. Er geht aber keine Freundschaften mit anderen Hunden ein, auch nicht mit „seinen“ beiden Mädels. Nach einem halben Jahr findet sich ein wunderbares Zuhause für Sulja und Josie, bei Menschen, die sich selber schon im Tierschutz engagiert haben. Simba wird wohl noch länger bei uns wohnen. Ihr Frauchen hat nicht nur medizinisch, sondern auch finanziell gut für die drei vorgesorgt. Das ist eine Besonderheit, für die wir sehr dankbar sind. Viele andere Tiere kommen zu uns, weil die Halter selber in eine Notlage geraten sind.

Ein paar Dutzend sichergestellte Tiere:

An einem anderen Tag ruft das Veterinäramt uns zu einem Einsatz. 40 Tiere werden sichergestellt. Ein Haltungsverbot besteht schon länger, die Halterin handelt aber immer weiter mit Tieren, taucht in immer neuen Landkreisen auf. In diesem Fall sind es überwiegend Ziervögel, die beschlagnahmt werden, aber auch ein paar Kleintiere. Eine so unglaublich miserable und lieblose Haltung bekommen selbst wir selten zu sehen. 4 Nymphensittiche sitzen in einem sehr kleinen Stubenkäfig ohne Stangen in dem Dreck, der sich auf dem Boden türmt. Sie sind von Knemidocoptes Milben befallen. Zwei Tauben sitzen auf einer Pappe unter einem umgestülpten Fahrradkorb im eigenen Kot. Eine Taube steht nur auf einem Bein, das zweite Sprunggelenk ist stark entzündet. Beide sind mit Trichomonaden infiziert, für eine kommt die Behandlung zu spät. In einem weiteren Käfig finden sich eine Vielzahl an Wellensittichen, Diamanttauben und Kanarienvögeln; die zwei Sitzstangen reichen bei weitem nicht für alle Tiere. In noch mehr Käfigen sitzen noch mehr Vögel… Bis auf die Wellensittiche sind alle mehr oder weniger teilnahmslos, wir behandeln sie mit Licht, Platz, sauberer Luft,  Flugmöglichkeit und Beschäftigungsmaterial, stellen ihnen hochwertiges, abwechslungsreiches Futter zur Verfügung und verabreichen Vitamincocktails und Wurmkuren. Wir staunen, dass am Ende alle bis auf die eine Taube überleben. 5 Huskyratten sitzen in einem winzigen Käfig in einer Ecke auf urindurchnässtem Heu. Ihre Sitzecke ist wie eine kleine feuchte Insel, der Rest des Käfigs schwimmt. Sie hängen beim Herausheben schlapp in der Hand, rühren sich kaum und haben Ringnekrosen an den Schwänzen, von denen schon Stücke fehlen. Selbst sie überleben wie durch ein Wunder. Als letztes verladen wir drei kleine Hunde. Zwei davon sind in einer Transportbox gehalten worden. Sie sind offenbar kaum menschlichen Umgang gewohnt und mit jeder Kontaktaufnahme oder Berührung restlos überfordert. Alle haben überlange Krallen, die schon Zehenfehlstellungen verursachen. Sie sind hochgradig von inneren und äußeren Parasiten befallen.

Ihre Gesundheit ist bald wieder hergestellt, an den Angststörungen werden nicht nur wir arbeiten, auch die nächsten Halter werden damit ein ganzes Hundeleben lang zu tun haben.

Bei solchen Händlern landen vielfach Tiere, die in Kleinanzeigen zu verschenken oder sehr billig angeboten werden. Daher rührt der dringende Appell aller Tierschutzvereine, Tiere nicht zu verschenken. Der Preis gibt Tieren einen Wert und führt dazu, dass über die Anschaffung besser nachgedacht wird.

Unsere größte Motivation ist es zu sehen und zu begleiten, dass sich für so viele Tiere das Blatt zum Guten wendet.“

 

Dem schließen wir – TERRA MATER – uns an! Bitte denken Sie immer daran: Es ist nicht einfach nur kuscheln und Futter hinstellen! Für jedes Tier übernimmt man auch eine lebenslange Verantwortung! Wir sind es den Tieren schuldig.

Unterstützen Sie uns auch weiterhin, damit wir unsere Partner bei Ihrer täglichen Tierschutzarbeit unterstützen können!

DANKE :O)

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